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Gabriele Hasler – Komposition,Text und Stimme

„Tibetische Gebetsfahnen wehen vor meinem Haus. Ihre täglichen Veränderungen nehme ich zunächst eher beiläufig, dann zunehmend fasziniert wahr: Gefrorene Gebete! Nasse Gebete! Gewickelte Gebete! Leichte Gebete! Gewehte Gebete! Flatternde Gebete! Der Rest ist Sammeln und Sortieren: Gebete also, für ein Jahr gezählt.“

G.bete 365 wurde im Juni 2005 in Bremen uraufgeführt und war im Oktober 2005 auf Einladung des Goethe Instituts im Programm des LEM Festivals, Barcelona.

Im September 2006 gastierte G.bete 365 auf Einladung des Goethe Instituts Madrid beim Festival für Neue Musik im Museo Vostell, Caceres.

Hörprobe:

„ …virtuose Streifzüge durch die Gesangstechniken des Planeten…“

„…einzigartig…“

„Wie nach dem Urknall dehnt Hasler das Vokaluniversum immer weiter aus…“

„Wer etwas für Vokalmusik übrig hat oder musikalisch neugierig genug ist, sich auf ein superspannendes Stimm-Erlebnis einzulassen, liegt bei Gabriele Hasler richtig. Lange vor dem Neue-Frauenstimmen-im–Jazz-Boom als Liebling der Feuilletons umschwärmt, ist Hasler eigene Wege gegangen. Konsequent. Duoprojekte mit Roger Hanschel, Chorprojekte, CD – Produktionen nach Gedichten des 2006 verstorbenen Oskar Pastior und von Gertrude Stein und sogar die Erfindung einer eigenen Sprache, „Esperango“. Wie sehr es Hasler um Texte – seien sie noch so verschlungen, schwer verständlich oder krude – und deren Klang, Intensität und Modulation, farbliche Nuancen geht, wird bei ihrem neuesten Soloprogramm „G.bete 365“ überdeutlich. „Ein Ge-Bets-Buch für die Tage des Jahres. Beiträge zu einer Enzyklopädie der Vor-silben. Anrufungen und Bittgesänge, Beschwörungsformeln und Heilungsverse“, notiert Bert Noglik bewundernd in den Linernotes. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Zwischen elektronischen Sounds, Klängen von Steinen, Wasser und Metall flattern Silben, fliegt der Atem, öffnen geknechtete Worte „Pforten der Wahrnehmung“ oder setzen Schranken, um die herum der Weg in eine neue Richtung führt. Wie nach dem Urknall dehnt Hasler das Vokaluniversum seit Jahren immer weiter aus, eröffnet faszinierende Einblicke und definitiv un-erhörte Eindrücke. Mal groovend, mal geräuschhaft bedrohlich, sanft oder wild, lockend und distanziert: Es ist ein „Klangkosmos des Menschlichen“, der vor unseren Ohren wie ein funkelndes Firmament erstrahlt.“ Michael Scheiner, Lichtung (2008)

„Eines der kontinuierlich beackerten Felder Gabriele Haslers ist das Verbale – für eine Sängerin im Formenkreis des zeitgenössischen Jazz und der Neuen Musik nicht so ungewöhnlich. Die Ergebnisse und Projekte, die daraus entstehen, sind gleichwohl stets von größter Originalität, und Gabriele Haslers äußerst kritische Selbstwahrnehmung gestattet eine Publikation erst in einem gut gereiften Stadium der Projektarbeit. „G.bete 365“hat diese Reife erreicht. Musikalisch ist alles, was darauf zu hören ist, von fast überlebensgroßer Einfachheit und fragiler Schönheit, es entsteht eine spirituelle, diesseitig-sakrale Atmosphäre. Mit Zuspielbändern, Steinen, elektronischer Klangbearbeitung und –erzeugung, Wasser und Metall schafft sie kristalline, mal fast dahin bröselnde, mal stabil –durchsichtige Klangfigurationen. Ihre Vokalisen – zuweilen unprätentiös virtuose Streifzüge durch die Gesangstechniken des Planeten – tänzeln fragenreich und äußerst anmutig an den Rändern des Verständlichen entlang, wo sich Gabriele Hasler seit je unnachahmlich bewegt.“ Hans Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau (2007)

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„Ein Ge-Bets-Buch für die Tage des Jahres. Ein immerwährender Kalender für die Ent-Äußerung und Be-Sinnung. Beiträge zu einer Enzyklopädie der Vor-Silben. Anrufungen und Bittgesänge, Beschwörungsformeln und Heilungsverse. Vom unartikulierten Gebrabbel, vom Vor-Laut bis zum präzise und scheidend gesprochenen Wort. Sanfte Lautmalereien und überwältigende Stimmlaute. Mantren, Meditationsgesänge und Explosivklänge. Bußgebete und Gebetsfreiheit, Gebete im Himmel und im Fegefeuer, demütige und aufmüpfige. Zaubersprüche, Offenbarungen, Verlautbarungen. Der aus der Stille keimende Samen des Klanges im Lebenszyklus von Geburt, Tod und Auferstehung. Anfang und Ende im Wort. Das Sakrale mit seinen Spiegelungen im Profanen und vice versa: das Wunderbare im Alltäglichen. Sprachspiel, Hörstück, Hörspiel, Klangspiel, Soundscape. Assoziationsgeflechte, Spiel mit Räumen und Zeitebenen. Ein Hexeneinmaleins aus ferner Vergangenheit, wiederaufgefunden im Schneefeld vor der Haustür. Der Atem wird zum Wind, lässt die Fahnen fliegen. Die Steine bezeugen die Beziehung zum Boden, die Verortung und die Bewegung. Aus Stein wird Klang und Rhythmus. Steinschlag. Nichts bleibt, wie es ist. Und am Ende ist vieles hindurchgeflossen. Wasser. Pulsierendes, Belebendes.

Beim Gang durch das Jahr nimmt Gabriele unterschiedliche Stimmen an und wechselnde Perspektiven ein. Und sie taucht ab in Spannungsfelder zwischen den Polen nackt/allein und chorisch/gemeinsam, weiblich-männlich, An-Betung und Ab-Bitte, tänzerisch-ausgelassen und in-sich-versunken, Kindheit und Alter. Ein Klangkosmos des Menschlichen. Die Umgebungen: ethno-perkussiv, quasi-elektronisch, akustisch-minimalistisch, rock-dröhnend, boden-ständig und oberton-entrückt. Die Souveränität im gestaltenden Umgang mit Geräusch, Laut und Wort, die Integration von feinsten Partikeln und das geduldige Beschleifen der groben Laut-Materialien ist gewachsen in jahrelangem Umgang mit den Facetten des stimmlichen Ausdrucks, auch in Korrespondenz zum Instrumentalklang und der Musikalisierung von Alltagsklängen. Die Beschäftigung mit der Literatur der Getrude Stein, die Zusammenarbeit mit dem Dichter Oskar Pastior, das Duo mit dem Saxophonisten Roger Hanschel, das Soloprojekt „Flow – Hörstück für Stimme, Kleid und Elektronik“ – all das spiegelt sich als Erfahrung beim Ausbreiten der „G.bete 365“, die ein Eigenleben entfalten sich zu einem Opus magnum von Gabriele Hasler fügen. Eine imaginäre Fundierung im Ritual gibt der Performance etwas von jener Bedeutung zurück, die Kunst in anderen Kontexten lebensnotwenig machte. Zugleich wird die Bindung an ein religiöses oder mythisches Konkretum aufgelöst. Der Jahresablauf mit den so starken und unterschiedlich ausgeformten Charakteren der Monate ergibt wie von selbst eine Liturgie des Lebens. Was sich vor unseren Ohren entrollt ist eine Art spiritueller An-Dacht mit säkularem An-Spruch, bedenkenswert, betörend, ver- und bezaubernd. G.bete. Auf dass sie gehört und erhört werden!“​

Bert Noglik, Leipzig (2006)

“G.bete 365”
(CD) FOOLISH MUSIC,2007 (FM 211 107)
Gabriele Hasler voc, comp, words, sound programming,Sound objects
Eine Koproduktion mit Radio Bremen, aufgenommen im Sendesaal von Radio Bremen
18 € incl. Versand.

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